Wiederaufbau der alten Wuster Orgel
Die Orgel ist
wieder da! Vor einiger Zeit ist die Orgel nach Wust zurückgekehrt -
fein säuberlich zerlegt und darauf wartend, instandgesetzt zu werden und
in neuem Glanz zu erstrahlen. 100 Prozent Gesell – die
Geschichte geht weiter Zum zweiten Mal hatten wir uns am 2. September
in Frankfurt angesagt: Die Orgelbauer Matthias und Michael Schuke und
zwei Helfer aus der Kirchengemeinde (herzlichen Dank an Detlef
Grötschel!), verstärkt durch einen Mitarbeiter der Stadt Frankfurt. Die
Ausgangslage war schwierig: Die Teile der Gesell-Orgel der Wuster Kirche
und die Teile der Wäldner-Orgel der Lünower Kirche lagen in einem Depot
der Viadrina in einem wilden Durcheinander in Regalen, vermischt mit
Teilen von Flügeln, Klavieren, Spinetten, Harmonien. Die anspruchsvolle
Aufgabe: Die Wuster Teile vom Rest zu separieren.
Zu fünft haben
wir Kisten, Holzpfeifen, Trakturteile, Windladen aus den Regalen
geräumt, aufgeschichtet, begutachtet, sortiert, neu geordnet. 100
Prozent Gesell, das kommt nach links, tönte es wieder in regelmäßigen
Abständen aus Matthias Schukes Ecke. Er drehte und wendete die Pfeifen,
beriet sich mit seinem Sohn, blies hinein. Bei manchen war er sich nicht
sicher, andere konnten klar Wäldner zugeordnet werden, die kamen auf die
rechte Seite des langen Flurs im einstigen Stasi-Gebäude. Mein
Ordnungsprinzip war schlichter, aber auch nicht schlecht: Alles, was in
Zeitungen von 1973 gewickelt war, gehört zu Wust, denn die Wuster Orgel
wurde nach ihrem Abbau nie wieder aufgestellt. Die Lünower Orgel war
zwischenzeitlich im Neuen Palais in Potsdam zusammengesetzt worden, das
hatte uns Berol Kaiser-Reka bei einem Besuch vor wenigen Wochen erzählt
und entsprechende Bilder gezeigt. Folglich musste das in 1984er
Zeitungen Eingewickelte zu Lünow gehören.
Der beeindruckendste
Moment für uns Laien war es, die beiden Orgelbauer zu beobachten, wie
sie die Pfeifenstöcke auf die Manualwindlade setzten: eine Puzzlearbeit,
die nur von Experten verrichtet werden kann. Danach konnte genau
bestimmt werden, welche dazu gehörenden Pfeifen noch vorhanden sind und
welche fehlen und später nachgebaut werden müssen. In einer hinteren
Ecke des Raums, bisher unentdeckt, fanden wir später die wunderschönen
Prospektteile, die Carl Eduard Gesell beim Umbau der Orgel für die
Wuster Kirche im neugotischen Stil gebaut hatte. Als ich dann eine
handsignierte Pfeife des Orgelbauers in der Hand hielt, in die in
geschwungenen Buchstaben seine Unterschrift eingraviert war (Octav 4´ C.
E. Gesell Orgelbauer Potsdam 4.3.1881), da wusste ich: Was wir hier tun,
ist genau richtig!
Wie geht es nun weiter? Der nächste Schritt
wird sein, die Stadt Frankfurt mit guten Argumenten dazu zu bewegen, dem
Rückführungsgesuch, das die Kirchengemeinde stellen wird, zuzustimmen.
Der Direktor der Viadrina hat uns augenzwinkernd empfohlen, die
identifizierten Wuster Orgelteile nicht wieder in die Regale
zurückzutragen, sondern gleich zum Abtransport bereit im Flur
aufzuschichten. Christiane Klußmann
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