Ein Wappen für Wust
Das Wappen von Wust Als mich im Juni 2023 die
Vorsitzende des kulturWust e.V. Monika Nebel ansprach, um mich nach
Unterstützung für ein Ortsteilwappen für Wust zu fragen, war ich sehr
erfreut. Da es mir ein Anliegen ist die alte europäischen Tradition des
Wappenwesens lebendig zu halten sagte ich sofort zu. Außerdem hatte ich
schon vor etlichen Jahren, bei einer Veranstaltung in der Wuster Kirche,
einen Entwurf für ein Ortsteilwappen übergeben, welcher für mich auch
heute noch einige Bedeutung hat. Denn dieser Entwurf war das erste von
mir geschaffene Wappen überhaupt. Ich empfahl Monika Nebel ein
Ortsteilwappen für Wust in eine Wappenrolle, also in eine fachgerecht
betreute Wappensammlung, eintragen zu lassen, da so garantiert wird,
dass das Wappen den heraldischen Geboten und Regeln entspricht, es sich
also um ein echtes Wappen handelt und außerdem, dass diese
Wappendarstellung nur einmal existiert, da jedes neu geschaffene Wappen
von Heraldikern des Herold e.V. einer Einmaligkeitsprüfung unterzogen
wird. Mein erster, alter Entwurf hätte aber schon diese Prüfung nicht
überstanden. Es musste also ein völlig neues Wappen geschaffen werden
auch weil Nachforschungen ergaben, dass historische Abbildungen wie
Siegel oder Stempel, die als Vorlage für ein Wappen hätten dienen
können, für Wust fehlten. Bei der Arbeit am Wappen unterstütze mich
der Butzower Bernhard Weise. Er erfüllte die computertechnischen
Anforderungen und brachte sich auch in gestalterische Fragen ein. Das
Ergebnis entspricht dadurch nicht nur den Heraldischen Regeln sondern
auch modernen Anwendungsstandards. Am 23.02.24 erfolgte dann die
offizielle Wappenübergabe im ehemaligen Schulhaus von Wust gleich neben
der schönen Dorfkirche an den Ortvorsteher Herrn Bodo Kaßau in
feierlicher Runde. Im Folgenden möchte ich erklären warum ich mich
bei der Gestaltung des Wappens für die jetzt offizielle Darstellung
entschied. Aus der Urkunde vom 22. August 1324 erfahren wir, dass
Markgraf Ludwig zu Brandenburg das Dorf Wust zur jährlichen Steuer in
Höhe von 48 Schillingen an die Neustadt Brandenburg verpflichtet. In
dieser Schenkungsurkunde wird der Ort Wust das erste Mal erwähnt. 2024
jährt sich diese erste Erwähnung des Ortes Wust zum siebenhundertsten
Mal. Das Schriftstück ist nicht nur Beleg für das hohe Alter von Wust.
Die Urkunde gibt uns auch Kunde von der frühen und engen Verbindung
zwischen Wust und der Neustadt Brandenburg welche noch Jahrhunderte
anhalten sollte. Diese Verknüpfung soll durch die Farbgebung
(Tingierung) zum Ausdruck gebracht werden. Die Stadt Brandenburg trägt
seit alters her die Farben Blau Weiß Grün in der Flagge, wobei Blau für
die Neustadt steht. So findet sich Blau im Wappen von Wust als
Grundfarbe! Wie zu erwarten, ist der Ort Wust deutlich älter als die
Ersterwähnung vermuten lässt. Aus archäologischen Grabungen ist in der
Region eine Besiedelung schon in vorgeschichtlicher Zeit bekannt. Bei
Ausgrabungen wurden Scherben und Einzelfunde sichergestellt, die in die
Jungsteinzeit und Bronzezeit datiert werden konnten. Später waren dann,
nach germanischer Besiedlung, hier slawische Stämme ansässig. Der Name
Wust ist slawischen Ursprungs und bedeutet wörtlich Distel. Er meint
einen Ort an dem Disteln stehen. Wust trägt aus diesem Grund eine Distel
im Schild. Wir sehen hier also ein redendes Wappen welches den Namen des
Ortes wiedergibt. Dem forschenden Spaziergänger oder Wanderer der
Wust erkundet, fallen als eine Besonderheit des Ortes die wunderschönen
Seen und Teiche in direkter Ortsnähe auf. Diese Gewässer sind nicht
natürlichen Ursprungs, sondern stadtteilprägende Zeugnisse des Torf- und
Tonabbaus der, in vergangen Zeiten, vielen Wustern Arbeit und Einkommen
bot. Im 19. Jahrhundert ist der Torfabbau prägender Bestandteil der
Arbeitswelt in Wust. Ab 1871 entstanden Tongruben und Ziegeleien. 1919
wurden dann die letzten Ringofenschornsteine niedergelegt. 1928 wurde
eine Badestelle am Erdloch eingerichtet. Der Torf- und Tonabbau hat
das Bild von Wust nachhaltig verändert und wunderschöne Seenlandschaften
entstehen lassen. Die Teiche und Seen bieten einer Vielzahl von Tieren
und Pflanzen Lebensraum und erfreuen so manches Anglerherz. Die zwei
Spatenblätter im Wappen von Wust stehen für den Torf- und Tonabbau der
Wust nachhaltig geprägt hat. Wust verlor im Laufe der Zeit die
Zugehörigkeit zu Brandenburg. In der DDR gehörte Wust zum Amt Schmerzke.
Nach der Wende, 1993 zum Amt Emster-Havel. Seit 2003 ist Wust zur Stadt
Brandenburg wieder eingemeindet. Es muss erwähnt werden, dass diese
Eingemeindung gegen den Willen vieler Wuster geschah. Das Wappen soll
auch für ein Stück Eigenständigkeit stehen und Symbol sein für den
eigenen, dörfliche Charakter den sich Wust trotz der Eingemeindung
bewahrt hat. Das Wappen von Wust wurde in die Wappenrolle des Herold
e.V. aufgenommen. Es entspricht den Heraldischen Geboten und Regeln und
existiert nur einmal. Die Blasonierung, die Wappenbeschreibung des
Wuster Wappens lautet: In einem blauen Schild ist eine silberne
dreiköpfige Distel; in einer silbernen Flanke sind zwei blaue
Spatenblätter.
Darstellungsmöglichkeiten von Wappen Zum
Schluss möchte ich noch grob auf Darstellungsmöglichkeiten zu sprechen
kommen die bei der Gestaltung von Wappen Anwendung finden können und
dies am Beispiel des Wuster Wappens verdeutlichen. Oft werden Anwendung
und Umgang eines Wappens mit einem Logo gleichgesetzt. Hier gibt es
jedoch erhebliche Unterschiede. Wird ein Logo meist immer gleich
dargestellt so ist bei der Darstellung von Wappen ein Spielraum
vorhanden der dem Heraldiker oder Künstler verschiedene
Ausdrucksmöglichkeiten zur Verfügung stellt. Bei der Gestaltung ist aber
zu beachten, dass der Blasonierung also der Wappenbeschreibung
vollständig entsprochen werden muss. Wichtig ist außerdem, dass die
Heraldischen Gebote und Regeln eingehalten werden. Wenn sich der
Künstler in diesem Rahmen bewegt, hat er die Möglichkeit kreativ zu sein
und dennoch ein bestimmtes Wappen abzubilden. Die unten abgebildeten
Beispiele verschiedener Darstellungsmöglichkeiten des Wuster Wappens
zeigen jeweils das Wappen laut Blasonierung.: „Ein blauer Schild darin
eine silberne dreiköpfige Distel; in einer silbernen Flanke zwei blaue
Spatenblätter.“ Die Abbildung und die Wappenfiguren sind gut erkennbar.
Die Distel ist ausgerissen dargestellt, also mit sichtbarer Wurzel, wie
es für diese Wappenfigur üblich ist. Die Farbregeln wurden gewahrt. Die
drei Wappen entsprechen somit den heraldischen Geboten. Auch wenn sie
gestalterische Unterschiede aufweisen handelt es sich also bei allen
drei Darstellungsformen um das Wappen von Wust. Sie können als dieses
verwendet werden. Mathias Kriesel
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